Deutschlands größter Mann
Erich Ludendorff und seine Zeit: Franz Uhle-Wettlers Biographie über einen großen Heerführer
Ernst von Salomon berichtet in seinen Erinnerungen an die Zeit in der Berliner Kadettenanstalt von einem Besuch seines Vaters Anfang 1918, der ihn zum Essen in ein Hotel einlud. Dort hingen auf dem Flur Bilder deutscher Heerführer. Als sie unter dem Porträt von Ludendorff standen, sagte der Vater ehrfurchtsvoll: „Das ist Deutschlands größter Mann!“ Und als sein Sohn zaghaft nach dem Kaiser fragte, winkte der Vater mit den Worten ab: „Ach, der Kaiser…“
Diese Begebenheit zeigt anschaulich, welche Bedeutung der bei Kriegsbeginn als einer der jüngsten Generäle noch völlig unbekannte Erich Ludendorff im Deutschen Reich hatte. Nach Kriegsende von den Alliierten als „Kriegsverbrecher“ gesucht, als Teilnehmer des Marsches zur Feldherrnhalle 1923, als Verbindungsmann zu rechten und rechtsextremen Kreisen, als religiöser Sinnstifter und Apologet des „Totalen Krieges“ war er insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg eine der Unpersonen der Zeitgeschichte. Interessanterweise hat sich auch nach 1945 kein deutscher Historiker an eine Biographie Ludendorffs gewagt.